Mittwoch, 27. Juni 2012

Rezension: Das Lied von Eis und Feuer - 9


Deutsche Ausgabe
Original
 Titel: 
(A Feast for Crowns)

Autor: 
George R.R. Martin

Verlag:
Penhaligon 

Seitenzahl:
832

Preis:
16,00€





Klappentext: 


Die Sieben Königreiche zerfallen weiter im Machtkampf der großen Adelshäuser, die einander eifersüchtig belauern in ihrer Gier nach dem Eisernen Thron. Einigkeit finden sie nur in ihrem Misstrauen gegen Daenerys Targaryen, der rechtmäßigen Erbin der Krone. Gemeinsam mit ihren drei Drachen und einer stetig wachsenden Armee greift sie vom Osten aus nach der Herrschaft über Westeros. Die größte Gefahr droht derweil jedoch aus dem Norden, wo schreckliche Geschöpfe sich erheben, um die Menschen des Südens zu überrennen. Allein Kommandant Jon Schnee und seine wenigen tapferen Männer von der Nachtwache stemmen sich verzweifelt gegen diese finstere Übermacht …



Meine Meinung:


Nachdem ich angeregt durch die Fernsehserie „Game of Thrones“ George R. R. Martins bisher erschienene Bücher der Romanreihe „Ein Lied von Eis und Feuer“ regelrecht verschlungen habe, wurde der von vielen Fans lang erwartete fünfte (englische) Teil „A Dance with Dragons“ endlich veröffentlicht. Da mich Martins Welt regelrecht in den Bann gezogen hat, griff ich natürlich sofort danach und muss sagen, ich habe es nicht bereut; schade nur, dass die andere Hälfte des fünften englischen Teils erst nächsten Monat veröffentlicht wird und andere Fortsetzungen wohl erst in den nächsten Jahren erscheinen werden.
Das Cover von „Der Sohn des Greifen“ bleibt im Stil der vorigen Bücher von Penhaligon. Dieses Mal sind Wappen und Worte des Hauses Connington abgedruckt: Zwei sich gegenüber stehende Greife mit dem dazugehörigen Spruch „Ein grimmiger Feind, ein treuer Freund“. Schon daher kann man auf einen neuen Protagonisten schließen, der unerwartet auftaucht und Westeros wohl noch ziemlich stark auf den Kopf stellen wird.
Während „A Feast for Crows“ bzw. die im Deutschen entsprechenden Romane „Zeit der Krähen“ und „Die dunkle Königin“ sich vorallem auf die Geschehnisse in Königsmund, Dorne, den Eiseninseln und Braavos konzentrierte, wird in „Der Sohn des Greifen“ der Fokus auf den Norden, die Mauer sowie den Kontinent Essos gelegt. Wo in den vorigen Bänden Cersei, Jaime, Sam und Sansa Hauptpersonen waren, wird hier die Geschichte von Daenerys, Stannis, Jon Schnee, Tyrion und vielen anderen erzählt. Außerdem gewinnen auch die fantastischen, magischen Elemente der Serie mehr an Bedeutung, wie man besonders an den Geschichten von Bran Stark oder Melisandre merkt.
Dabei entsteht zunehmend der Eindruck, dass Martin sich mehr und mehr in seinen Hauptpersonen verzettelt. Im neunten Band ist die Spannung nicht so stark ausgeprägt wie noch in den ersten Bänden der Serie, die mit sich gegenseitig übertrumpfenden überraschenden Wendungen punkten konnten. Stattdessen dominieren in „Der Sohn des Greifen“ lange Dialoge, Gewissenskonflikte und detaillierte Beschreibungen, was das Buch allerdings keinesfalls schlechter als die anderen macht. Es beschleicht einen nur das Gefühl, dass es ein Lückenfüller sein soll: Festigung der Charaktere, Einführung neuer Protagonisten, Klarstellung verzwickter Situationen.
Nichtsdestotrotz schafft es auch dieser Roman, den interessierten Leser voll und ganz in seinen Bann zu ziehen. Wie geht es weiter mit Stinker? Was erwartet Tyrion noch in Essos? Inwieweit wird die neue Person „Greif“ und sein Sohn die Handlung beeinflussen? Wie erwartet endet dieser Teil in einem Cliffhangar; man merkt deutlich, dass die englische Originalversion einfach nur in der Mitte getrennt wurde, ohne dass ein richtiges „Ende“ existiert. Darum empfehle ich, auch immer zwei Bücher der deutschen Reihe als eine Einheit zu sehen.
An dieser Stelle noch ein paar Worte zu der deutschen Version allgemein. Da ich von Anfang die Taschenbücher von Penhaligon gelesen habe, war ich die Eindeutschung der Namen gewohnt. Allerdings gab es bis zum englischen Band vier noch eine andere deutsche Version, welche auf viele Eindeutschungen verzichtete. Notgedrungen müssen nun alle Leser der „uneingedeutschten“ Version nun zu dieser greifen, in der Jon Snow Jon Schnee und King’s Landing Königsmund ist. Dass das verwirrend und auch unnachvollziehbar ist, kann ich verstehen; allerdings sei angemerkt, dass im Anhang eine Liste aller Orte, Namen und Personen mit neuem Namen ist. In diesem sich über 15 Seiten erstreckenden Glossar kann sowohl die Entsprechung der deutschen Namen im Englischen als auch andersherum nachgeschaut werden, was zwar am Anfang vielleicht etwas umständlich ist, aber sicherlich von Nutzen für alle, für die die deutschen Namen neu sind.
Auch der umfangreiche Anhang verdient eine Erwähnung: Auf über 65 Seiten sind wie üblich alle Verwandten, Geschworenen und Freunde der Protagonisten und Nebencharakteren ausführlich beschrieben. So kann man schnell nachgucken, welchem Lehnsherren das Haus Rois verpflichtet ist oder wieviele Kinder Walder Frey hat, falls man solche Details vergessen hat. Auch die Karten von Westeros, Königsmund, der Mauer und der Sklavenbucht sind wieder von hoher Qualität und nützlich für den Leser, der Weg der Charaktere mitzuverfolgen.
Was mich persönlich jedoch stört, sind die zahlreichen Fehler der Übersetzung. Das hätte nicht sein müssen und behindert nur unnötig den Lesefluss. Diese Schludrigkeit sowie das Teilen des englischen Bandes in zwei Teile, die jeweils 16,00€ kosten (im Vergleich: der englische Band kostet alleine je nach Ausgabe zwischen 5 und 15€), ist meiner Meinung nach ein starker Minuspunkt für den Verlag.
Ich will aber Martins wiedermal gelungenes Werk nicht wegen so etwas schlechter bewerten. Darum würde ich hier 8 von 10 Punkten an das Buch vergeben, da hier doch die Spannung etwas fehlt im Gegensatz zu den vorigen Büchern. Aber das ist Kritik auf hohem Niveau. An alle Anhänger der Serie kann ich nur eine klare Kaufempfehlung für „Der Sohn des Greifen“ aussprechen!


♥♥♥♥







Vielen, vielen Dank an Blogg dein Buch und den Penhaligon Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplar!










Ich wollte nochmal erwähnen, dass diese Rezension von meinem Bruder ist, aber ich bin eigentlich sehr zufrieden mit ihm ;D

1 Kommentar:

  1. Liebe Chrissi,

    beim Stöbern im Internet bin ich auf deine Seite gestoßen und wollte dir zu deinem Blog gratulieren. Es ist gelungen. Allein schon der Titel ist klasse, aber auch inhaltlich ist dein Blog wirklich anspruchsvoll.
    Was die obige Rezi deines Bruders angeht: ich stimme ihm zu, was Übersetzungen generell angeht. Ich persönlich lese englische Bücher lieber im Original, weil ich finde, dass jede Übersetzung - und sei sie noch so sorgfältig gemacht - nicht an das Original heranreichen kann. Jede Sprache hat ihre Besonderheiten, hat besondere Redewendungen, für die es kein hundertprozentiges Äquivalent gibt.
    Hinzu kommt, dass die englischen Bücher meist früher erscheinen... :-)
    Ich habe mich als Mitglied bei dir eingetragen und würde mich sehr über einen Gegenbesuch deinerseits freuen!
    Übrigens lese ich nicht nur sehr viel, sondern ich schreibe auch selbst.
    Viele liebe Grüße
    Roxann
    www.roxannhill.blogspot.com

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